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July 20, 1995

The Chancellor's [Helmut Kohl's] Telephone Conversation with President Yeltsin on 20 July at 12.00 hours

Dr. Bertram                                                                                                                        Bonn, den 20. Juli 1995

V e r m e r k

Betr.: Telefonat des Herrn Bundeskanzlers mit Präsident Jelzin am 20. Juli 1995. 12.00 Uhr[1]

Nach Begrüßung und entsprechender Frage berichtete Präsident Jelzin zu seinem Gesundheitszustand: Er habe einen Herzanfall gehabt, dann starke Schmerzen verspürt und sei in ein Krankenhaus eingeliefert worden. Das Elektorcardiogramm habe Änderungen gezeigt. Jetzt sei die Lage aber stabilisiert. Er brauche noch einige Zeit um völlig wiederhergestellt zu sein. Die Ärzte hätten ihm versichert, daß dies der Fall sein werde. Er könne dann wieder Sport treiben und auch in die Sauna gehen. Er arbeite bereits 4 Stunden pro Tag und fühle sich nicht schlecht. Für seine Behandlung seien medizinische Geräte aus Deutschland eingesetzt, die sehr gut seien.

Auf die weitere Frage des Bundeskanzlers nach eventueller Urlaubsplänen: Er werde noch einige Tag im Krankenhaus bleiben, dann sofort im Anschluß für ca. 10 Tage in ein Sanatorium in der Nähe Moskaus gehen, eine Art Rehabilitationsklinik. Anschließend folge ein Urlaub. Er wolle nach Sotschi. Dort seien gute Bedingungen und "dort können wir uns treffen". Das Wasser, die Luft und die Sportmöglichkeiten seien in Sotschi sehr gut. Es gäbe eine Sauna. Der Bundeskanzler werde dort eine eigene Wohnung bekommen. Er präzisierte auf Fragen, daß er ab 20. August dort sein werde.

Bundeskanzler: Gehe morgen in Urlaub. Können in 14 Tagen unter normalen Verhältnissen (gemeint ist die Telefonverbindung) telefonieren, allerdings ohne deutschen Dolmetscher. Russischer Dolmetscher müsse beide Gespräche dolmetschen.

Präsident Jelzin stimmte zu. Man werde in 2 Wochen telefonieren und dann abschließend das Treffen vereinbaren.

Bundeskanzler wechselte anschließend das Thema um "nochmal über Bosnien zu sprechen". Er mache sich ganz große Sorgen. Es komme entscheidend darauf an, daß Jelzin in dieser Sache aktiv werde. Die Sache werde sich sehr sehr zuspitzen. Es gäbe nur eine Möglichkeit zu einem vernünftigen Gespräch zusammenzukommen, nämlich dann, wenn die Leute in Belgrad - auf die nur der Präsident Einfluß habe - ihrerseits Einfluß wahrnehmen auf die bosnischen Serben, besonders den bosnischen Serbenführer.

Der Bundeskanzler fuhr fort, er fürchte, daß Karadzic jetzt alle Hemmungen fallen lasse. Er sei von der ganzen Weltöffentlichkeit als Verbrecher erkannt. Karadzic versuche eine Strategie, um aus der Ecke herauszukommen. Er wolle mit brutaler Gewalt seine Forderungen in Bosnien-Herzegowina durchsetzen. Anschließend werde er versuchen, das bosnische Serben nach Großserbien einzubringen und dann sich selbst an die Stelle von Milosevic zu setzen.

Präsident Jelzin: Er verstehe das. Karadzic habe die Russen um militärische Hilfe mit Kriegsmaterial gebeten. Er (Jelzin) habe kategorisch Nein gesagt. Morgen werde der Verteidigungsminister zur Konferenz nach London fliegen. Er habe ihn angewiesen, was er sagen solle. Er sei überzeugt, je mehr Gewalt angewendet werde, desto stärker werde der Widerstand der jugoslawischen Seite. Man sei bereit, Bosnien-Herzegowina Hilfe durch das russische Batallion zu erweisen. Ich habe dem russischen Verteidigungsminister gesagt, daß wir unsere militärischen Kräfte dort verstärken könnten, wir aber nicht an der schnellen Eingreiftruppe teilnehmen würden. Das sei definitiv.

Er wolle seinen Vorschlag wiederholend. Er habe in Halifax ein Gipfeltreffen vorgeschlagen, d.h., alle acht, dazu führende Repräsentanten aus Jugoslawien, Serbien, Kroaten und Muslime. Eingeladen werden könnten auch Vertreter der VN, NATO sowie weitere interessierte Seiten für eine politische Konferenz. Er glaube, daß man eine Art Frieden erreichen könne. Man müsse mit allen Mitteln versuchen, diese Lösung auf schnellstem Weg zu finden. Man müsse sich jetzt gemeinsam bemühen, sonst gehe jeder seinen eigenen Weg. Die Außen- und Verteidigungsminister allein würden keinen Erfolg haben. Sie würden mit Karadzic nicht fertig werden. Dies könne nur auf höchste Ebene gelingen.

Bundeskanzler stellte die Frage, warum Präsident Jelzin nicht seinen Einfluß auf Karadzic ausüben wolle.

Jelzin: Ich versuche, bislang Einfluß durch die Außen- und Verteidigungsminister auszuüben. Er müsse aber ehrlich sagen, daß Karadzic nicht nachgegeben habe. Er sei jetzt "tierisch" geworden und aus dem Rahmen der Vernunft gelaufen. Er (Jelzin) müsse jetzt persönlich auf ihn zugehen.

Bundeskanzler: Genau das meine ich. Du kannst doch mit ihm telefonieren. Du mußt ihm sagen, daß er mit der Explosion spielt. Er wird am Ende auf der Strecke bleiben, was immer er jetzt macht, wenn er nicht von der Gewalt weggeht.

Jelzin: Verstehe. Aber das ist nicht mit einem Telefonat überzeugend zu machen. Dies müsse konkret erfolgen durch ein Treffen. Man müsse überlegen, ob man ihn dazu nach Moskau einlade oder sonstwo treffe, u. U. auf neutralem Boden oder ob er selbst hinfahre.

Der Bundeskanzler stimmt zu und weist darauf hin, daß Jelzin dies gegenwärtig nicht tun könne. Er solle aber versuchen, Karadzic in den nächsten 14 Tagen zu treffen. Er sei der einzige, der auf Karadzic Autorität habe.

Jelzin stimmt zu, daß Ärzte gegenwärtig noch nicht einverstanden seien. Dies könne aber nach 14 Tagen möglich werden. Er werde seine Mitarbeiter beauftragen, ein solches Treffen vorzubereiten.

Der Bundeskanzler schlägt vor, daß man dann davor noch einmal telefonieren solle.

Präsident Jelzin ist damit einverstanden.

(Dr. Bertram)

 

[1] BArch, B 136/59748, 218-220.

Dr. Bertram                                                                                                                                        Bonn, 20 July 1995

 

M e m o r a n d u m

 

Subject: Chancellor's Telephone Conversation with President Yeltsin on 20 July at 12.00 hours[1]

 

After cordial greetings and upon the Chancellor’s question, President Yeltsin reports about his health condition: He had had a heart attack and then had had strong pain and had been sent to hospital instantly. The cardiogram had revealed changes. The situation had been stabilized. He needed some time in order to recover. The doctors had assured him that this would be the case. He would be able to do sports and could also go to the sauna. He was already working four hours a day and did not feel bad. He had been treated with equipment from Germany which was very good.

Upon a further query from the Chancellor with regards to potential vacation plans, President Yeltsin says that he would stay at the hospital for some more days. Subsequently, he would spend about then days in sanatorium close to Moscow, some sort of rehabilitation clinic. Thereafter, he would go on vacation.  He wanted to go to Sotschi. They had good conditions there and "we could meet there". Sotschi had good water, fresh air and good sports facilities. There was also a sauna. The Chancellor would get his own apartment. Upon further queries, he says that his stay in Sotschi would start on 20 August.

The Chancellor says that he would go on vacation tomorrow. One could call each other again in 14 days under normal conditions (the Chancellor alludes to the telephone connection) but without the German interpreter. The Russian interpreter had to translate both of them.

President Yeltsin agrees. One would call each other in two weeks and would then pursue final preparations for the meeting.

The Chancellor changes issues and brings up Bosnia again. He was very concerned. It was essential for Yeltsin to become engaged himself in this regard.  The matter would turn into a crisis. There was just one chance to have a responsible dialogue provided that President Yeltsin would use his influence on the people in Belgrade who had to use their leverage on the Bosnian Serbs and their leadership.

The Chancellor says that he was afraid that Karadzic would now leave all inhibitions. The whole global public had identified him as a criminal. Karadzic was not trying a strategy to come out of the corner. In Bosnia-Hercegovina, he wanted to enforce his demands with brute force. Subsequently, he would be trying to integrate the Bosnian Serbs into a Greater Serbia trying to replace Milosevic.

President Yeltsin: He understands that. Karadzic had asked the Russian for armament supplies. He (Yeltsin) had categorically said no. Tomorrow, the Minister of Defense would travel to London for a conference. He had given him instructions. He says that he was convinced that the resistance of the Yugoslavian side would be stronger the more force was used. One was ready to help Bosnia-Hercegovina thought the Russian battalion. He had told the Russian Defense Minister that Russia would expand its military forces in the region, but that we would not participate in the rapid action force. This was definitive.

He wanted to repeat his proposition. He had proposed a summit meeting in Halifax including all G-8 countries including leading representatives from Yugoslavia, Serbia, Croatian and from the Muslim side. One could also invite officials from the UN and NATO as well as other interested sides in order to have a political conference. His thought that one would be able to achieve some sort of peace. One had to use all means in order to do this as soon as possible. One had to undertake a joint endeavor. Otherwise, everybody would pursue its own path. The Foreign and Defense Minister would not be able to this if they were on their own. They could not cope with Karadzic. This could only be achieved at the highest level.

The Chancellor queries why President Yeltsin did not want to use his influence on Karadzic.

Yeltsin says that he was so far trying in vain to exercise influence through the Foreign and Defense Ministers, but he had to admit  that Karadzic had not caved in so far. Now, he had gone "animalistic" and had entirely abandon reason. Now, he (Yeltsin) had to approach him personally.

The Chancellor says that he precisely meant this. You can call him after all. You had to tell him was that he was toying around with an explosion. At the end of the day, he would lose out if he did not abandon force in the things that he was planning.

Yeltsin: Understood. But this could not be convincingly done on the phone. This had to be done in a meeting. One had to consider inviting him to Moscow or at some other place perhaps on neutral ground or whether he would go there himself.

The Chancellor agrees and says that President Yeltsin would currently not be able to do this. But he ought to try to meet Karadzic in the following 14 days. He was the only person who had authority over Karadzic.

Yeltsin confirms and says that the doctors would not yet agree, but his could be possible in 14 days. He would instruct his staffers to prepare for such a meeting.

The Chancellor suggests that one should better call each other prior to this.

President Yeltsin agrees.

(Dr. Bertram)

 

[1] BArch, B 136/59748, 218-220.

Kohl wants Yeltsin to pressure the Bosnian Serbs into concession. Kohl's request for Yeltsin is to become engaged personally in such an effort.


Document Information

Source

BArch, B 136/59748, 218-220. Contributed, transcribed, and translated by Stephan Kieninger.

Rights

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Original Uploaded Date

2023-09-29

Type

Telephone Conversation

Language

Record ID

300230